„vulkanland“
Rezension von Angelika Koch
September 2018
Der im Eifelbildverlag erschienene, aufwendig gestaltete Fotoband „Vulkanland“ von Eddi Meier zeigt auf 200 Seiten eine in ganz Europa einzigartige Landschaft: die Vulkaneifel. Vierzig der über 400 tertiären Vulkane hat er in faszinierenden Schwarzweiß-Aufnahmen porträtiert. Texte zum Umgang der Menschen mit diesem natürlichen Schatz und zur Entstehungsgeschichte machen aus dem Buch eine Reise durch eine Landschaft, die Schutz braucht.
Es gibt keine Seitenzahlen. Denn es geht nicht um Zählbares, es geht um das Sehen. In der edel-zurückhaltenden Aufmachung des Buches zeigt sich der Charakter eines Fotoalbums aus dem frühen 20. Jahrhundert, als Fotografie nichts mit schneller Bilderflut zu tun hatte, sondern mit bewusster Gestaltung besonderer Augenblicke. Die auf mattem, hochwertigem Kunstdruckpapier präsentierten Fotoseiten sind getrennt durch filigranes Pergament, auf dem – grafisch perfekt angeordnet – die GPS-Daten und Standorte der Vulkane und des Fotografen verzeichnet sind. Nichts lenkt ab von der Schönheit der Landschaft, die zunehmend durch Raubbau an Lava oder Basalt gefährdet ist. So ist der Bildband „Vulkanland“ von Eddi Meier auch ein klares Statement für den Erhalt.
Unsichtbar sind in seinen Aufnahmen die Spuren der Menschen: kaum Häuser… und wenn, dann nur als winzige Andeutungen. Keine Straßen. Nichts verstellt den Blick auf die Vulkankegel, von denen keiner dem anderen gleicht. Nur die grafische Struktur, die Felder und Wälder den Fotos geben, zeugt von Kulturlandschaft statt Natur pur. So kann man sich eine heile Welt vorstellen. Sie ist nicht niedlich und nicht süßlich. Eddi Meier erzählt in seinen Fotos von einer eher rauen Landschaft, die sich vor dem Zugriff zurückzieht. Zugleich wird spürbar, wie filigran und verletzlich die Vulkane eigentlich sind.
Für Eddi Meier ist das „Vulkanland“ seine Heimat. Mit jedem Vulkan verbindet ihn ein Erleben und eine persönliche Geschichte. Dies wird in den kurzen Texten deutlich, die er den Fotos vorangestellt hat. Kulturwissenschaftler Tim Becker, Geologe Franz May und Peter May schildern flankierend, wie die Vulkane entstanden und wie sie von Menschen besiedelt und genutzt wurden. Gesetzt und gestaltet wurde das Buch von Björn Pollmeyer, einem kongenialen Grafikdesigner aus Bielefeld. Nicht nur optisch, auch haptisch ist „Vulkanland“ ein Bekenntnis zu Wertigkeit und zur Reduzierung auf das Wesentliche. Gerade weil er nicht die übliche Postkartenidylle der Ferienlandschaft Vulkaneifel in den Vordergrund rückt, sondern ihre Mischung aus Melancholie und Sanftheit, ist der Fotokunstband eine Art Traumreise durch einen Westen Deutschlands, der noch wild ist.