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Topographica

Bilder

1975 fand im George Eastman House in Rochester/USA eine Ausstellung statt unter dem Titel „New Topographics: Photographs of a Man-altered Landscape“.

Damit wurde eine neue Stilrichtung der Fotografie begründet, die das Werk vieler Fotografen bis heute beeinflusst. Während bis dahin in Fotografien nahezu ausschließlich die Schönheit von Landschaften dargestellt wurde, richtete man jetzt zunehmend den Blick auch auf die andere Seite, im Besonderen auf das, was der Mensch mit der Landschaft macht und wie er sie gestaltet.

Ich fand dieses Konzept der Fotografie immer besonders interessant und spannend, vor allem, wenn man es weiter denkt: Eine Landschaft für sich genommen ist einfach nur da. Ein schönes Abbild davon zu erstellen, ist nichts anderes als Handwerk. Und das Ergebnis hinterlässt beim Betrachter in der Regel auch nicht mehr als einen schönen Eindruck, der sich meist sehr schnell verflüchtigt.

Wenn der Mensch aber die Landschaft verändert, dann erhält das, was dabei entsteht, eine neue, zusätzliche  Ebene. Eine natürliche Landschaft ist nichts anderes als das bloße Ergebnis von Erosion,  geologischen Verwerfungen und anderen, naturwissenschaftlich erklärbaren Vorgängen. In dem, was der Mensch in Form von Gebäuden oder anderen Eingriffen darin hinterlässt, materialisieren sich hingegen Phantasie, Geisteskraft, Gefühl oder auch menschliche Schwächen und Versagen.

Es gilt also nicht nur das abzubilden, was offensichtlich da ist und was es ist, sondern was es sonst noch ist. Darüber kann man viel lernen beim großen amerikanischen Fotografen Minor White:

„One does not photograph something simply for ,what it is’, but ,for what else it is’. […] When you approach something to photograph it, first be still with yourself until the object of your attention affirms your presence. Then don’t leave until you have captured its essence.“ (Minor White, 1908-1976, amerikanischer Fotograf, Poet und Denker).

Das war für mich schon immer der wahre Reiz an der Fotografie. Und das war auch schon der Grundgedanke hinter dem Thema „spiritus loci“, mit dem ich mich vor 2014 eine ganze Weile beschäftigt habe.

Seit einiger Zeit schon haben die „New Topographics“ für mich wieder an Aktualität gewonnen, und zwar mehr denn je. Auf den einschlägigen „social-media-Plattformen“ werden kitschig-bunte, schöne Bilder wie in einer Pandemie milliardenfach verbreitet.  Millionen von Fotografen schreien pausenlos auf Instagram, Facebook und Co. mit Fotos der spektakulärsten Landschaften in den buntesten Farben nach 2 Sekunden Aufmerksamkeit. Mir ist das zuwider und wenn Fotografen sich in den 70er Jahren schon dazu aufgerufen fühlten, der üblichen Postkarten-Landschaftsfotografie gehaltvolle und anregende, stille Bilder von der Wirklichkeit entgegen zu setzen, so ist das heutzutage notwendiger als jemals zuvor.

In diesem Sinne will ich das Thema „spiritus loci“ unter dem Titel „Topographica“ fortzusetzen. Ob die Bilder Ihnen mehr geben als Ansichtskarten, das müssen Sie, liebes Publikum, entscheiden.

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